Flott und gekonnt über holpriges Terrain – Querfeldrhein 2023
Wenn unmittelbar nach Querfeldrhein ein zehntägiger Trip mit dem Campingmobil nach Italien ansteht, fällt es schwer, sich mal kurz hinzusetzen und einen locker-charmanten Rückblick auf Düsseldorfs zweitägiges Off-Road-Radfestival aus dem Ärmel zu schütteln. Zu viele neue Eindrücke wollen an den wenigen Urlaubstagen wahrgenommen werden, dazu locken in Italien wunderbare Strecken für Renner und Gravelbike, um radfahrend den eigenen, leeren Energiespeicher erstmal wieder aufzufüllen.
Nun, mit etwas Abstand und dem Blick auf mehrere hundert Bilder des bewegten Wochenendes auf der Düsseldorfer Galopprennbahn, fällt es etwas leichter, einen halbwegs neutralen Blick auf die dritte Ausgabe von Querfeldrhein zu werfen. Auf der einen Seite steht das schließlich eigene Engagement als Teil des Orga-Teams, auf der anderen Seite die möglichst rationale Betrachtung einer lokalen Radveranstaltung, die sich innerhalb von drei Jahren als eine der wichtigsten und publikumswirksamsten Cyclocross-Veranstaltungen Deutschlands etabliert hat.
Querfeldrhein 2023
Natürlich hören wir regelmäßig, dass die Veranstaltung viel mehr Zuschauer*innen verdient hätte, was wir dankend bejahen. Doch NRW ist nicht Benelux, Blicke zu anderen deutschen Cross-Renn-Veranstaltungen in Deutschland zeigen, dass wir mehr als zufrieden sein dürfen. Das weitläufige Gelände und die vielen spannenden Einblicke auf die Strecke führen halt dazu, dass sich die Zuschauer verteilen und alle ihren ganz persönlichen Spot suchen und finden.
Das gesamte Team von Querfeldrhein darf sich in jedem Fall dafür feiern, die Veranstaltung in einem für die gesamte Fahrradbranche extrem herausforderndem Jahr überhaupt auf die Beine gestellt zu haben. Wie kompliziert die Lage für unabhängige Radveranstaltungen war, zeigt sich an der Tatsache, dass Deutschlands langjährige Cyclocrossveranstaltung Nummer 1, der Münchner Supercross des R.C. „Die Schwalben“ 1894 München e.V. im Münchner Olympiapark, aufgrund der nicht realisierbaren Finanzierung abgesagt werden musste. Das Statement der Kollegen, „Events wie der Munich Super Cross funktionieren nur mit der Unterstützung der Wirtschaft und der öffentlichen Hand.“ können wir nur bestätigen, ehrenamtliches Engagement allein kann keine Zuschauer-freundlichen Events in Großstädten möglich machen. Alle Interessierten sollten sich bewusst machen, dass es eine Unterstützung vorhandener ehrenamtlicher Strukturen braucht, um Radveranstaltungen dieser Größe und Strahlwirkung in Deutschland umzusetzen.
Wir haben in Düsseldorf das große Glück, mit der Galopprennbahn einen Ort zu haben, dessen Charme perfekt zu unserer Veranstaltung passt. Auf der einen Seite bietet uns die professionelle Infrastruktur die Grundlage für die Veranstaltung, aber auch das gesamte Gelände hat in den letzten drei Jahren bewiesen, dass es unterschiedliche Versionen einer international tauglichen Rennstrecke möglich macht. Die Stimmen zur Crossstrecke waren auch in diesem Jahr wieder ausschließlich positiv, sowohl Fahrer*innen als auch die offiziellen BDR-Kommissäre sind angetan bis begeistert, daher sind wir so frei und werfen mal in den Raum, dass es sicherlich mehr als einen Gedanken wert ist, über die Ausrichtung der deutschen Cross-Meisterschaft in Düsseldorf nachzudenken.
Was war neu?
In diesem Jahr hat sich das QFR-Orgateam um die Crew des Juicy Rides MTB - Festivals erweitert, neben dem veranstaltenden Verein Cycling Club Düsseldorf sind mit dem VfG Verein für Geländeradsport und dem deutschen Alpenverein NRW MTB nun zwei weitere Vereine an Bord, die mit ihrer grobstolligeren Ausrichtung das Programm um zahlreiche Parameter bereichert haben.
Gerade der Bereich der Jugend-Arbeit und -Entertainment sind so mit mehr Leben gefüllt worden, ganz im Sinne von „The Kids All Ride“ zählten Pumptrack, Jump- und Bunny-Hop-Contests und eine dauerhafte Teststrecke für den Offroad-Nachwuchs zu den gelungenen Add-Ons. Es gibt für eine gemeinsame Zukunft noch Luft nach oben, doch die Erfahrungen der diesjährigen Veranstaltung können die taugliche Basis für eine zukünftige Erweiterung sein.
Die Anzahl an Helferinnen und Helfer ist durch den VfG deutlich gestiegen, diese Unterstützung hat uns allen gut getan. Wer können und dürfen nicht müde werden, zu betonen, welcher Kraftakt für alle Beteiligten mit der Realisierung von Querfeldrhein verbunden ist, mehr Köpfe, mehr Schultern und mehr Hände sind da große Hilfe.
Der Umzug der Anmeldung in den Bereich in der Tribüne war noch ein weiterer positiver Schritt, der die gesamte Check-Inn-Prozedur entzerrt hat und mehr Professionalität vermittelte, die uns in dem Bereich gerade in diesem Jahr gut zu Gesicht stand. Schließlich sollten wir erwähnen, dass knapp 800 Sportler*innen aus sechzehn Nationen am Start waren, eine für uns beachtliche Zahl. Die Frage nach Wettmöglichkeiten auf Radsportler*innen, die zwischenzeitlich von Besucher*innen gestellt wurde, hat jedoch sicherlich mehr mit dem Standort als mit diesen Veränderungen zu tun. Wir machen uns fürs nächste Jahr Gedanken, wie wir die sicherlich nicht unerheblichen moralischen Fragen dazu beantworten können.
Und sonst so?
Der Mix aus Cyclo-Cross-Bundesliga- und internationalen Elite-Rennen, Jedermann-/frau-Rennformaten und Wettbewerben für Kinder aller Altersklassen ist im dritten Jahr etabliert und begeistert Besucher*innen und Teilnehmer*innen gleichermaßen. Kombiniert mit zahlreichen Ausstellern, Foodtrucks, lockerer Moderation, der Rennbahn-eigenen Gastronomie sowie der besten musikalischen Beschallung seit der Erfindung der Beschallung von Radsportveranstaltungen dürfen wir das sicherlich Erfolgsrezept nennen. Der nicht selten gehörte Wunsch nach einer Erweiterung der Expo-Area ist sicherlich nachvollziehbar und würde auch uns erfreuen, hier liegt es an den Unternehmen, zu entscheiden, ob ein Besuch in Düsseldorf machbar und sinnvoll ist. Wir haben ein paar kreative Anregungen mitgenommen, mal schauen, was davon wie umsetzbar ist.
Es ist gut, die Schnittstellen zwischen Cross, Gravel und MTB im Rahmen der zwei Tage deutlich zu machen und noch weiter zu betonen. Die Ausfahrten ins Umland der Galopprennbahn für Mountain- und Gravelbikes sind ein fester und wichtiger Bestandteil von Querfeldrhein, der sicherlich noch erweitert werden kann. Ideen dazu gibt es bereits, mal schauen, was die Zukunft bringt. Unser Nightride war erneut ausgebucht, der Abschluss mit einer ordentlichen Portion Chili-Sin-Carne in der alten Waage beendete für die Mützencrew den Samstagabend, während im Bilker Bunker bei der Ride-the-Night-Party noch eifrig gefeiert wurde.
Wie geht’s weiter?
Nach drei Jahren hat sich Querfeldrhein in der überschaubaren Beletage der deutschen Cross-Szene etabliert. Das dürfen wir, bei aller Verblendung als Teil des Orgateams, sicherlich so behaupten. Ein erster Streckenentwurf für 2024 steht bereits, aber das nur am Rande. Wichtig: Es gilt 2024 ein realistisches Budget zu refinanzieren, dazu benötigt es Unterstützung von allen Seiten, denen eine Veranstaltung wie Querfeldrhein am Herzen liegt.
Kleiner Tipp an die Radindustrie und ihre Entscheider*innen: schaut nicht sehnsüchtig nach Belgien und in die Niederlande, sondern helft, auch hier in Deutschland Cross-Veranstaltungen für alle Alters- und Leistungsklassen zu etablieren. Das ist wie mit den Radwegen, man baut sie nicht nur für Leute, die bereits fahren, sondern erst recht für die, die beginnen zu fahren, wenn die sicheren Wege da sind.
Dazu wünschen wir uns mehr Optionen für das Gravelbike als Teil von Querfeldrhein, auch in sportlicher Hinsicht. Hier gilt es Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen aller, die in einem Ballungsgebiet im naturnahen Raum Erholung suchen, gerecht zu werden. Kreative Ideen und Lösungsansätze müssen diskutiert werden, hier muss die Schnittstelle zur Stadt Düsseldorf intensiver werden. Wenn sich alle Beteiligten mit einem positiven Blick und Willen zum Gelingen zusammensetzen, kann sicherlich mit überschaubarem Aufwand einiges bewegt werden, das am Ende Querfeldrhein und die Stadt Düsseldorf nochmal ganz anders positionieren kann.
Sonst noch was?
Ja. Wir sagen als Teil des Orga-Teams erstmal Danke an alle, die auch in diesem Jahr dabei waren, ob als Macher*in, Helfer*in, Teilnehmer*in, Besucher*in, Sponsor oder Aussteller. Ganz besonderer Dank an unsere Partner der Mütze, die auch hier ihr Engagement wieder gezeigt haben. Und unser Dank an alle, die in den letzten drei Jahren geholfen haben, Querfeldrhein zu einer ganz besonderen Veranstaltung zu machen, ohne euch wäre es nicht da, wo es jetzt ist.
Querfeldrhein 2023 wurde realisiert von:
Cycling Club Düsseldorf // VfG Düsseldorf // DAV Düsseldorf // destinationX // Schicke Mütze und den zahllosen ehrenamtlichen Helfer*innen, die sich für Radsport und Fahrrad in Düsseldorf einsetzen.
#wemakecrosswonderful
Mehr zu Rund um die Kö und Querfeldrhein in den nächsten Wochen.
Viel Spaß mit den Bildern von © Kerstin Kortekamp.
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